Kometenfieber: Beobachte das faszinierende Schauspiel am Nachthimmel

Der Komet ist voraussichtlich bis 25. Oktober mit bloßem Augen zu sehen – verpasst nicht dieses einmalige himmlische Phänomen!

Ein kosmischer Besucher fliegt an uns vorbei und verspricht ein spektakuläres Himmelsschauspiel. Der Komet C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) nähert sich der Erde und könnte einer der hellsten Kometen in diesem Jahrzehnt werden. Dieses seltene astronomische Ereignis solltet ihr nicht verpassen!

Anders als Sternschnuppen, die nur kurz einmal über den Nachthimmel huschen, begleiten uns Kometen über einen längeren Zeitraum. Manche mögen sich noch an den letzten hellen Kometen erinnern, der im Sommer 2020, mitten im Corona-Lockdown, unseren Himmel verschönerte – er trug den Namen C/2020 F3 NEOWISE. Der Komet, mit dem wir es jetzt zu haben, macht uns die Beobachtung ein wenig schwerer: Komet C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS). Seinen etwas komplizierten Namen verdankt er den beiden »Entdeckern«: dem Asteroid Terrestrial-impact Last Alert System (ATLAS) in Südafrika und dem Tsuchinshan Astronomical Observatory in China, die ihn Anfang 2023 bei Himmelsdurchmusterungen zum ersten Mal aufspürten und als Komet einordneten. Damals war er ein unscheinbares kleines Lichtfleckchen, das nur in sehr empfindlichen Teleskopkameras sichtbar war, aber schon sehr bald konnte man berechnen, dass dieser Komet Potential hatte, endlich einmal wieder ein mit bloßem Auge auf der irdischen Nordhalbkugel sichtbares Objekt zu werden.

Kometen sind im Grunde eisige Schmutzbälle mit einem Durchmesser von einigen Hundert Metern bis einige Kilometer und stammen sehr wahrscheinlich aus der sog. »Oortschen Kometenwolke« rund um unser Sonnensystem, die sehr viele solcher Kometenkerne enthält. Ab und zu werden sie durch Schwerkraftstörungen vorbeiziehender Sterne auf Bahnen gelenkt, die sie ins innere Sonnensystem führen. Dann vollzieht sich eine erstaunliche Verwandlung: Die äußere Eisschicht verdampft, und der sog. »Sonnenwind«, ein stetiger Strom elektrisch geladener Teilchen, drückt diese »Dampfwolke« in die entgegengesetzte Richtung vom Kometenkern weg. Deshalb zeigt uns ein Kometenschweif nur die Richtung, in der sich gerade die Sonne befindet, unabhängig von seiner Flugrichtung – er entsteht nicht durch »Fahrtwind« – schließlich gibt es im Weltall auch keine Luft. Näher an der Sonne sieht man meist sogar zwei Schweife – einen gerade vom hellen Kopf, der sog. »Koma« wegstehenden Schweif, den Ionenschweif, und zum anderen einen gebogenen Staubschweif. 

Unser Komet C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) bietet bereits genau diesen Anblick: Aktuelle Bilder zeigen einen hellen Kopf und einen langestreckten Schweif – die Ausdehnung des Objekts am Himmel lässt uns unterschätzen, wie groß dieser in Wirklichkeit ist: Er reicht ca. 30 Millionen Kilometer durch das Weltall. 

Während es Kometen gibt, die immer wieder am Himmel erscheinen – z.B. der berühmte Halleysche Komet alle 76 Jahre – ist es für den Kometen C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) der erste Besuch im inneren Sonnensystem. Am 27. September 2024 hat er den sonnennächsten Punkt seiner Bahn durchlaufen, das sog. Perihel. Eine Zeitlang war befürchtet worden, er könnte dabei zerbrechen, wie das bei etlichen Kometen der Fall war – momentan sieht es nicht danach aus. Der Komet ist jetzt schon etliche Male fotografiert worden – allerdings eher von der Südhalbkugel oder der Internationalen Raumstation, denn seine Bahn verläuft so, dass wir ihn bei seiner Annäherung an die Sonne in Mitteleuropa nicht zu sehen bekamen. 

Mittlerweile ändert sich dies: Während der Komet vom 1.-4. Oktober kurz mit dem Fernrohr am Morgenhimmel zu sehen war, zieht er jetzt von der Erde aus gesehen an der Sonne vorbei) und wechselt an den Abendhimmel, wo er etwa ab dem 11.10. aufgespürt werden kann, bei dunklem Himmel vermutlich sogar mit bloßem Auge. Dabei steht er zunächst in der Abenddämmerung tief am Westhorizont, was in großen Städten wie Berlin die Herausforderung birgt, dass uns der Blick durch Häuser oder Bäume versperrt ist. Man sollte in diesem Fall eher nach dem langgezogenen Schweif Ausschau halten oder es gleich mit der Fotokamera und längerer Belichtungszeit probieren. 

Das Aufsuchkärtchen der Vereinigung der Sternfreunde hilft uns, zu erkennen, wohin wir schauen müssen: In der Dämmerung tief Richtung Westen ab dem 11.10. Im Verlauf des Monats ist der Komet zwar immer länger abends sichtbar, während er durch das Sternbild Jungfrau in Richtung der Schlange immer höher in Richtung Südwesten wandert, gleichzeitig wird er aber wieder lichtschwächer. Am 13.10. erreicht der Komet seinen erdnächsten Punkt, er ist dann 70 Millionen Kilometer von uns entfernt. Das ist entsprechend die Zeit der größten Helligkeit. Danach wird der Komet eher zu einem Objekt für Fernrohre bzw. Ferngläser, spätestens ab Anfang November.

Eine schöne Simulation, wie der Schweif im Laufe der Wochen aussehen könnte, findet sich unter hdr-astrophotography.com.

Drücken wir die Daumen hinsichtlich Wetter und Beobachtenden-Glück – denn so schnell werden wir C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) nicht wiedersehen. Die Sonne hat ihn zwar wohl mit ihrer Schwerkraft eingefangen, aber seine Bahn führt den Kometen wieder weit nach draußen in die äußeren Bereich des Sonnensystems, so dass wir erst in etlichen hunderttausend Jahren wieder mit einem Besuch rechnen können.

Falls ihr Interesse an mehr spannenden Infos zum Kometen habt, schaut doch am 19. Oktober zur »Langen Nacht der Astronomie« vorbei! Ab 17 Uhr bis 1 Uhr findet im Zeiss-Großplanetarium ein kosmisches Programm für Klein und Groß statt. Zum Beispiel das »Kometen-Special«, die »Weltraumwerkstatt« für Bastelspaß und der wissenschaftliche Livestream. Weitere Informationen findet hier: www.lange-nacht-der-astronomie.de/zeiss-grossplanetarium.

Schnappt euch eure Liebsten  und schaut gemeinsam in den Nachthimmel – der Komet ist ein Erlebnis, das ihr nie vergessen werdet!

Autorin: Dr. Monika Staesche

Jasmin Tesch | 14/10/2024
Komet C/2023 A3 von Namibia aus © Gerald Rhemann
Komet C/2023 A3 von Namibia aus © Gerald Rhemann
Komet C/2023 A3 von Namibia aus © Gerald Rhemann
Komet C/2023 A3 von Namibia aus © Gerald Rhemann